Das Sexualhormon Progesteron beeinflusst die Wechseljahre einer Frau (Klimakterium). Während dieser natürlichen Phase stellen die Eierstöcke allmählich die Hormonproduktion ein. Durch die veränderte Eierstockfunktion sinken die Hormonspiegel im Körper. Aufgrund einer verlangsamten Eireifung bleibt die Gelbkörperbildung aus oder verzögert sich. Bei fehlendem Eisprung kommt es zu einer Gelbkörperschwäche – der Progesteronspiegel ist niedrig. Dadurch ist das Hormongleichgewicht nicht mehr vorhanden. Später im Verlauf der Wechseljahre fällt dann auch der Östrogenspiegel ab.

Erste Hinweise auf die Wechseljahre sind unregelmäßige Menstruationszyklen. Durch das Ungleichgewicht im Hormonhaushalt und die mangelnde Hormonversorgung beobachten Frauen während der Wechseljahre Veränderungen an ihrem Körper. Bei etwa zwei Dritteln aller Frauen kommt es zu lästigen Wechseljahresbeschwerden, vor allem zu Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen. Auch Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen treten vermehrt auf. Natürlich durchlebt nicht jede Frau sämtliche Wechseljahresbeschwerden. Dazu kommt: Zeitpunkt und Dauer der Beschwerden variieren von Frau zu Frau. Lesen Sie im Folgenden mehr zu den Wechseljahren und wie Sie Ihre Beschwerden lindern.

Progesteronspiegel in den Wechseljahren

Verlauf der Progesteron-Östrogen-Blutspiegel über die Wechseljahre.

Was sind die Wechseljahre?

Die Wechseljahre sind die Zeit der hormonellen Umstellung vor und nach der letzten Monatsblutung. Danach kann eine Frau nicht mehr schwanger werden. Charakteristisch für die Wechseljahre ist, dass der Körper allmählich weniger Sexualhormone wie Progesteron und Östrogen produziert. Dies macht sich bemerkbar durch

  • häufiger ausbleibende Eisprünge,
  • unregelmäßige Monatsblutungen sowie
  • unregelmäßige Menstruationszyklen.

Welche Phasen der Wechseljahre gibt es?

Eingeteilt werden die Wechseljahre in drei Phasen:

  • Prämenopause,
  • Perimenopause und
  • Postmenopause.

Die Prämenopause stellt die fruchtbare Phase vor dem Beginn der Wechseljahre dar. Zum Ende dieser Phase im Alter von ca. 40–45 Jahren beginnt die Funktion der Eierstöcke nachzulassen. Aufgrund einer veränderten, verlangsamten Eireifung bleibt die Gelbkörperbildung aus oder verzögert sich, dadurch sinkt das Progesteron im Blut ab. Im Verlauf der Perimenopause lässt die Hormonproduktion weiter nach. Auch Östrogen wird nun immer weniger produziert. Als Menopause bezeichnet man die letzte Periode. Diese kann nur im Nachhinein beurteilt werden. Liegt die Menopause ein Jahr zurück, befindet sich die Frau in der Postmenopause. Der Körper produziert Östrogen und Progesteron nun nur noch in sehr geringem Umfang und die Regelblutungen bleiben vollständig aus.

Was sind typische Wechseljahresbeschwerden?

Bei vielen Frauen treten während der Wechseljahre lästige Symptome auf. Zu den typischen Wechseljahresbeschwerden gehören neben unregelmäßigen Monatszyklen auch

  • Hitzewallungen,
  • nächtliche Schweißausbrüche,
  • Haar- & Hautprobleme,
  • Schlafstörungen,
  • Stimmungsschwankungen,
  • Osteoporose und
  • Libidoverlust.

Ein großer Teil dieser Beschwerden hängt mit den abfallenden Hormonspiegeln und den Veränderungen in der Hormonversorgung zusammen. Der sinkende Progesteronspiegel führt zu einem Progesteronmangel mit den entsprechenden Symptomen. Allerdings spielen auch altersbedingte Komplikationen und Beschwerden sowie die Psyche häufig eine große Rolle.

Am Beispiel von Schlafstörungen lässt sich gut verstehen, was mögliche Wechseljahresbeschwerden bei manchen Frauen bewirken. Bis zu 60 % der Frauen nach der Menopause berichten über Schlafstörungen1. Diese treten oft infolge von Schweißausbrüchen nach Hitzewallungen auf. Die Schlafqualität leidet dann darunter. Häufig folgen daraus

  • körperliche Erschöpfung,
  • Gereiztheit,
  • Vergesslichkeit oder
  • Konzentrationsprobleme.

Sogar Depressionen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind möglich, wenn die Schlafstörungen dauerhaft bestehen. Deshalb ist dann die Therapie der Wechseljahresbeschwerden mit Hormonpräparaten in vielen Fällen ratsam.

Funktionen von Progesteron im weiblichen Körper

Progesteron führt im weiblichen Körper viele verschiedene Funktionen aus.

Wie behandelt man Wechseljahresbeschwerden?

Es gibt viele hilfreiche Möglichkeiten, Wechseljahresbeschwerden zu begegnen und insgesamt gelassener damit umzugehen. Generell unterscheidet man die medikamentöse Therapie mit Hormonpräparaten von nicht medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten. Einen umfassenden Überblick zu den möglichen Therapieoptionen finden Sie hier.

Wodurch lassen sich leichte Beschwerden lindern?

Neben altbekannten pflanzlichen Präparaten, wie Baldrian und Hopfen, lassen sich beispielsweise leichte Schlafprobleme mit autogenem Training oder Yoga lindern2. Darüber hinaus hilft es manchmal, den Lebensstil zu ändern. Viel Bewegung im Alltag, sportliche Betätigung und die Reduzierung von Stress sind wichtig. Auch die Ernährung beeinflusst, wie stark die Symptome sind. Daher ist eine gesundheitsfördernde, ausgewogene Ernährung mit nährstoffreichen, aber kalorienarmen Lebensmitteln empfehlenswert. Um mäßige bis schwere Symptome zu lindern, hat sich hingegen die Hormonersatztherapie (Hormone Replacement Therapy, kurz HRT) bewährt.

Welche Wirkstoffe helfen bei Wechseljahresbeschwerden?

Die Hormonersatztherapie (HRT) gilt als wirksamstes Mittel zur Hormonregulation bei Beschwerden, wie beispielsweise Hitzewallungen oder Scheidentrockenheit3,4. Dabei erhält die Frau die Hormone, welche ihr Körper nicht mehr selbst herstellt. Da vorwiegend geringe Östrogenspiegel zu Wechseljahresbeschwerden führen, wird mit Östrogenpräparaten behandelt. Dies ist bei Frauen ohne Gebärmutter, zum Beispiel nach operativer Entfernung, als Hormonersatz ausreichend.

HRT bei Frauen mit intakter Gebärmutter

Ist die Gebärmutter hingegen vorhanden, erhalten die Frauen neben Östrogen auch ein Gestagen im Rahmen der Hormonersatztherapie. Denn die alleinige Gabe von Östrogenen stimuliert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und kann eine sogenannte Endometriumhyperplasie (krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut) auslösen5. Bei anhaltender Stimulation ist das Risiko für Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) erhöht5. Gestagene als Kombinationspartner für die Östrogene schützen hingegen die Gebärmutterschleimhaut vor solchen krankhaften Wucherungen5.

Synthetische Gestagene oder natürliches Progesteron bei der HRT?

Als Kombinationspartner für Östrogene stehen bei der Hormonersatztherapie (HRT) synthetische Gestagene oder natürliches Progesteron zur Verfügung. Experten sprechen sich zunehmend dafür aus, natürliches Progesteron zur Hormonregulation zu verwenden4. Die Molekülstruktur von natürlichem Progesteron als Hormonpräparat ist bioidentisch (körperidentisch), das heißt identisch mit dem körpereigenen Gelbkörperhormon. Studien konnten zeigen, dass körperidentisches natürliches Progesteron hinsichtlich eines möglichen Brustkrebsrisikos durch eine Hormontherapie offenbar sicherer als synthetische Gestagene ist6. Außerdem hat natürliches, mikronisiertes Progesteron weder negative Auswirkungen auf den Blutdruck noch auf den Glukose- und Fettstoffwechsel5,7,8,10.

Wie bei allen medikamentösen Anwendungen gilt auch für eine Hormontherapie bei Wechseljahresbeschwerden: Vorteile, mögliche Risiken und Nebenwirkungen sind genau gegeneinander abzuwägen9.

Wie sollte Progesteron während einer Hormonbehandlung zugeführt werden?

Natürliches Progesteron ist in verschiedenen Formen erhältlich. Zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut vor durch Östrogene bedingten Wucherungen sollte es vor allem als Weichkapsel oral eingenommen werden. Eine weitere Möglichkeit, die aber noch nicht so umfassend in und nach den Wechseljahren untersucht wurde, ist die vaginale Anwendung von Progesteron als Kapsel, Tablette oder Gel.

In Apotheken werden auch Progesteroncremes angeboten. Es ist jedoch zu bedenken, dass Progesteron über die Haut nur in sehr geringem Maße in den Blutkreislauf aufgenommen wird.

Die Anwendungsdauer einer Progesterontherapie richtet sich nach den Beschwerden und der individuellen Situation der Frau. Wie und wie lange Sie Ihr Hormonpräparat anwenden – vorübergehend oder kontinuierlich – besprechen Sie am besten mit Ihrem Gynäkologen.

Was sind die Nebenwirkungen einer HRT?

Bei den meisten Frauen treten keine oder nur vorübergehende Nebenwirkungen bei Anwendung einer Hormontherapie auf. Nebenwirkungen, die typischerweise auf der Wirkung von Östrogenen beruhen, sind zum Beispiel

  • Brustspannen,
  • Kopfschmerzen,
  • Zwischenblutungen,
  • Magen-Darm-Beschwerden und
  • vorübergehende Körpergewichtszunahme.

Durch eine Verringerung der Dosis lassen sich diese jedoch häufig beseitigen. Progesteron ist gut verträglich. Von Nebenwirkungen bei der Einnahme wird nur gelegentlich berichtet. Die häufigsten sind

  • Müdigkeit,
  • Benommenheit und
  • Schwindel.

Welche Risiken können mit der Anwendung einer HRT verbunden sein?

Wie fast alle medikamentösen Behandlungen ist auch eine Hormonbehandlung mit Risiken verbunden. So erhöht sich unter einer Hormonersatztherapie zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von

  • Blutgerinnseln (Thrombosen),
  • Gallenblasenerkrankungen,
  • Herzinfarkten und Schlaganfällen sowie
  • bestimmten Krebsarten.

Einige Risiken bestehen schon zu Beginn der Hormonbehandlung, andere entwickeln sich erst im Verlauf der Behandlung. Fachgesellschaften beurteilen den Nutzen einer Hormontherapie für Frauen unter 60 Jahren ohne Vorliegen spezieller Risikofaktoren höher als die mit der Einnahme verbundenen Risiken3,4,10. Ausschlaggebend sind

  • das Alter der Frau bei Therapiebeginn,
  • vorliegende Risikofaktoren (z. B. Rauchen, Übergewicht, Alkoholkonsum),
  • bestehende Vorerkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs),
  • Krebserkrankungen in der Verwandtschaft und
  • die Wahl des Präparates.

Wichtig ist außerdem der Verabreichungsweg der Hormonpräparate. Während oral einzunehmende Östrogene mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen, Schlaganfälle und Gallenblasenerkrankungen verbunden sind, scheint dies bei transdermal angewendeten Hormonpräparaten nicht der Fall zu sein11. Zudem ist das Risiko für Brustkrebs bei Verwendung von natürlichem, bioidentischem Progesteron nach Studiendaten geringer als bei Einnahme synthetischer Gestagene6,10.

Die Wechseljahre sind eine ganz natürliche Phase im Leben einer Frau. Also keineswegs eine Krankheit. Dennoch treten oftmals Wechseljahresbeschwerden auf, welche die Lebensqualität einschränken. In diesen Situationen ist eine Hormonersatztherapie, vorzugsweise mit dem über die Haut verabreichtem Östrogen Estradiol plus oral verabreichtem natürlichem Progesteron, sinnvoll. So können Sie diese Lebensphase beschwerdefrei genießen.

Referenzen

  1. Kravitz HM, Ganz PA, Bromberger J, Powell LH, Sutton-Tyrrell K, Meyer PM. Sleep difficulty in women at midlife: a community survey of sleep and the menopausal transition. Menopause (New York, N.Y.). 2003;10(1):19-28.
  2. Cramer H, Peng W, Lauche R. Yoga for menopausal symptoms-A systematic review and meta-analysis. Maturitas. 2018;109:13-25.
  3. The 2017 hormone therapy position statement of The North American Menopause Society. Menopause. 2017;24(7):728-753.
  4. Mueck AO. Anwendungsempfehlungen zur Hormonsubstitution in Klimakterium und Postmenopause. Frauenarzt. 2015;56(8):657-660.
  5. Sommer K. Gebärmutter entfernen: Wann muss es sein? https://www.hormontherapie-wechseljahre.de/praevention/gebaermutter/ (aufgerufen am 08.07.2019; zuletzt aktualisiert: 10.09.2018). 2018.
  6. Gompel A, Plu-Bureau G. Progesterone, progestins and the breast in menopause treatment. Climacteric. 2018;21(4):326-332.
  7. Söderqvist G. Mechanisms for differential effects between natural progesterone and synthetic progestogens on normal breast tissue. Hormone molecular biology and clinical investigation. 2010;3(3):437-440.
  8. Gompel A. Micronized progesterone and its impact on the endometrium and breast vs. progestogens. Climacteric. 2012;15 Suppl 1:18-25.
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  11. L’Hermite M. Bioidentical menopausal hormone therapy: registered hormones (non-oral estradiol +/- progesterone) are optimal. Climacteric. 2017;20(4):331-338.