Progesteronmangel bedeutet, dass der Gelbkörper (Corpus luteum) zu wenig Progesteron herstellt1. Dieser Mangel stört die hormonelle Balance des weiblichen Körpers und äußert sich bei vielen Frauen mit dem Prämenstruellen Syndrom (PMS), einer Zyklusstörung oder einem unerfüllten Kinderwunsch. Für Progesteronmangel gibt es unterschiedliche Fachbegriffe. So spricht man auch von Östrogendominanz, Gelbkörperschwäche oder Corpus-luteum-Insuffizienz. Erfahren Sie hier mehr zu Progesteronmangel.

Folgen von Progesteronmangel
Foto: gettyimages/ChesiireCat

Progesteronmangel kann zu einem Prämenstruellen Syndrom (PMS), zu Zyklusstörungen oder zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen.

Was sind die Symptome bei Progesteronmangel?

Die Symptome eines Progesteronmangels sind vielfältig und betreffen nicht nur die Organe des Fortpflanzungssystems, sondern den ganzen Körper.

Zu den Symptomen zählen

  • PMS,
  • Gewichtszunahme,
  • Wassereinlagerungen,
  • Schlafstörungen,
  • Haut- und Haarprobleme sowie
  • Zyklusstörungen

Bei Frauen mit anhaltendem Progesteronmangel liegt oftmals eine hormonell bedingte Unfruchtbarkeit vor. Ein Kinderwunsch bleibt in diesen Fällen unerfüllt.

Mit Progesteron schwanger werden Test
Mit Progesteron schwanger werden Test

Warum wird zu wenig Progesteron produziert?

Einerseits tritt Progesteronmangel krankhaft auf. Das ist beispielsweise bei einer gestörten Funktion der Eierstöcke der Fall. Andererseits sinkt Progesteron natürlicherweise während der Wechseljahre. Der Progesteronmangel kann bei Frauen in den Wechseljahren zu Blutungsstörungen führen und mit Beschwerden verbunden sein.

Funktionsstörung der Eierstöcke

Eine gestörte Funktion der Eierstöcke (Ovarialinsuffizienz) wird vielfach unterschätzt und führt unbehandelt zu Unfruchtbarkeit. Typische Symptome sind eine ausbleibende Periode, Schmierblutungen und ein Spannungsgefühl in den Brüsten. Ein „insuffizientes“ Organ erfüllt seine Aufgaben nicht (mehr) im vollen Umfang. Bezogen auf die Eierstöcke bedeutet das, es treten Zyklen auf, in denen der Eisprung ausbleibt. Wenn der Eisprung nicht stattfindet, läuft die 2. Hälfte des Menstruationszyklus (Lutealphase) nicht normal ab: Beispielsweise bildet das Corpus luteum zu wenig Progesteron oder reift nicht heran. Daraus folgt meist ein Progesteronmangel. Anzeichen sind

  • eine ausbleibende Periode oder
  • eine viel früher als erwartet einsetzende Periode.

Wann treten Zyklusstörungen auf?

Zyklusstörungen sind in jeder Lebensphase der Frau möglich, von der Pubertät bis zu den Wechseljahren, auch nach einer Geburt oder Fehlgeburt. Fast jede Frau kennt Zyklusstörungen: Die Periode gerät aus dem Rhythmus, tritt zu früh, zu schwach, zu stark auf oder bleibt aus. Auch Zwischenblutungen oder sogenannte Schmierblutungen deuten auf Zyklusstörungen hin.

Relativ häufig ist ein Syndrom, das einen komplizierten Namen trägt: das Polyzystische Ovarsyndrom (PCO-Syndrom). Damit bezeichnen Gynäkologen ein gestörtes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die den weiblichen Zyklus regeln. Dazu gehören zum Beispiel das luteinisierende Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH). Diese Hormone sorgen dafür, dass die sexuellen Funktionen und der Zyklus reibungslos ablaufen.

Ursache und Symptome des PCO-Syndroms

Eine Ursache des PCO-Syndroms ist ein Überschuss männlicher Geschlechtshormone bei Frauen (Hyperandrogenämie). Die Folgen sind bei vielen Frauen gravierend. Neben einer optischen „Vermännlichung“ durch verstärktes Haarwachstum im Gesicht, Bildung von Glatzen oder typischen Geheimratsecken, sind unreine Haut und Akne möglich. Außerdem hängt diese Hormonstörung häufig mit einer Insulinresistenz zusammen. Dadurch steigt das Risiko für Diabetes.

Das PCO-Syndrom führt je nach Schwere der Erkrankung zur Unfruchtbarkeit der Frau. Das liegt daran, dass die Eisprünge ausbleiben und eine Gelbkörperschwäche entsteht. So kommt es in dieser Zyklusphase zu einer Östrogendominanz bzw. Progesteronmangel und den typischen Symptomen.

Was hilft bei Zyklusstörungen?

Sofern kein Kinderwunsch besteht, lassen sich sowohl Zyklusstörungen als auch das PCO-Syndrom durch hormonelle Verhütungsmittel (Anti-Baby-Pille) behandeln2. Bevorzugt werden bestimmte Gestagene, die „anti-männlich“ (anti-androgen) wirken.

Im Gegensatz dazu ist bei bestehendem Kinderwunsch und PCO-Syndrom oder anders verursachten Zyklusstörungen oftmals eine hormonelle Stimulation erforderlich.

Vergleich eines normalen und eines hormonell stimulierten Menstruationszyklus: Verlauf der Progesteron-Konzentrationen und Länge der Lutealphase.

Vergleich eines normalen und eines hormonell stimulierten Menstruationszyklus: Verlauf der Progesteron-Konzentrationen und Länge der Lutealphase.

Was hilft bei Kinderwunsch und Progesteronmangel?

Wollen Sie schwanger werden, können Medikamente helfen, die Hormonspiegel ins Gleichgewicht zu bringen. Dies gilt vor allem bei leicht bis mäßig ausgeprägten Zyklusstörungen. Hier kommt mikronisiertes Progesteron zum Einsatz, das vaginal angewendet wird. Bei Störungen des Eisprungs (Ovulationsstörungen) wird oftmals eine hormonelle Stimulation mit einem Mittel eingeleitet, das den Eisprung auslöst. Vaginales Progesteron unterstützt zusätzlich eine zeitgerechte Reifung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium).

Gynäkologen verordnen Patientinnen mit ausgeprägten Symptomen einer Gelbkörperschwäche häufig mikronisiertes Progesteron. Wird eine Kinderwunschbehandlung durchgeführt, werden die Eierstöcke stimuliert, um viele Eizellen zu produzieren. Diese werden anschließend entnommen und künstlich befruchtet. Bei dieser hormonellen Stimulation kommt es regelmäßig zu einem Progesteronmangel3, weil die Lutealphase kürzer als in einem normalen Zyklus ist. Deshalb erhalten die Patientinnen vaginales Progesteron, um diese Phase zu unterstützen4.

Referenzen

  1. Daya S. (2009). Luteal support: progestogens for pregnancy protection. Maturitas. 65 Suppl 1, pp. S29-34.
  2. Mendoza N, Simoncini T, Genazzani AD. (2014). Hormonal contraceptive choice for women with PCOS: a systematic review of randomized trials and observational studies. Gynecol Endocrinol. 30(12), pp. 850-60.
  3. Griesinger G, Meldrum D. (2018). Introduction: Management of the luteal phase in assisted reproductive technology. Fertil Steril. 109(5), pp. 747-8.
  4. Ludwig M, Diedrich K. (2001). Evaluation of an optimal luteal phase support protocol in IVF. Acta Obstet Gynecol Scand. 80(5), pp. 452-66.