Warum werde ich nicht schwanger? Diese Frage stellen sich Frauen bei unerfülltem Kinderwunsch. Die zugrunde liegenden Fruchtbarkeitsstörungen sind vielfältig und sollten durch ärztliche Untersuchungen weiter abgeklärt werden. Häufig sind Fruchtbarkeitsstörungen behandelbar und der Kinderwunsch lässt sich erfüllen. Lesen Sie im Folgenden über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Fruchtbarkeitsstörungen und unerfülltem Kinderwunsch.

Methoden der Kinderwunschbehandlung
Foto: gettyimages/Marina Khromova

Wenn sich eine Schwangerschaft nicht wie gewünscht einstellt, können verschiedene Möglichkeiten der Kinderwunschbehandlung zum Einsatz kommen.

Warum bleibt der Kinderwunsch unerfüllt?

Die Risikofaktoren für Fruchtbarkeitsstörungen sind vielfältig. Zu jeweils 30–40 % liegen diese bei der Frau oder dem Mann. Im Fall von 10–30 % der Paare betreffen die Fruchtbarkeitsstörungen beide Partner. Neben körperlichen Ursachen schränken Lebensgewohnheiten1 die Fruchtbarkeit einiger Paare ein.

Tabelle: Beispiele für die Ursachen von Fruchtbarkeitsstörungen bei Frau und Mann

Ursachen bei der Frau2 Ursachen bei dem Mann
  • Alter der Frau
  • Hormonstörungen
  • Störungen der Eierstockfunktion
  • Verwachsungen der Eierstöcke
  • Fehlbildungen der Eierstöcke
  • Endometriose
  • Verminderte Spermienqualität
  • Reduzierte Spermienproduktion
  • Gestörte Hodenfunktion
  • Samenleiterverschluss
  • Infektionen
Ursachen beider Geschlechter
  • Hoher Nikotinkonsum
  • Alkoholmissbrauch
  • Stress
  • Bewegungsmangel
  • Verschiedene Geschlechtskrankheiten
  • Unter- oder Mangelernährung
  • Starkes Übergewicht

Die häufigsten Ursachen von Fruchtbarkeitsstörungen bei der Frau sind Störungen an den Eierstöcken und Eileitern sowie hormonelle Störungen. Hormonstörungen, beispielsweise durch eine Gelbkörperschwäche (Lutealinsuffizienz) verursacht, machen sich oftmals als Zyklusstörungen bemerkbar. Hingegen sind Störungen der Samenproduktion und -beweglichkeit die häufigsten männlichen Ursachen für Fruchtbarkeitsstörungen.

Bei einigen Paaren ist eine eindeutige Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch nicht feststellbar. Mediziner sprechen in diesen Fällen von ungeklärter Unfruchtbarkeit.

Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig und verteilen sich zu etwa gleichen Teilen auf beide Geschlechter.

Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig und verteilen sich zu etwa gleichen Teilen auf beide Geschlechter.

Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?

Es ist sinnvoll zum Arzt zu gehen, wenn Sie trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr nicht schwanger werden. Er klärt die Ursachen ab und behandelt diese.

Experten empfehlen den Arztbesuch nach spätestens

  • 1–1,5 Jahren Wartezeit bei Frauen unter 28 Jahren,
  • einem Jahr Wartezeit bei Frauen zwischen 28 und 32 Jahren sowie
  • sechs Monaten Wartezeit bei Frauen über 32 Jahren.

Diese Zeiten gelten auch bei Paaren, die erfolglos auf die 2. Schwangerschaft warten. Hingegen ist es ratsam, früher zum Arzt zu gehen, wenn bei Ihnen Risikofaktoren bekannt sind, wie frühere Empfängnisschwierigkeiten oder Hodenmissbildungen3.

Warten Sie nicht zu lange damit, medizinische Hilfe zu suchen und gegebenenfalls mit einer Kinderwunschbehandlung zu beginnen. Denn je früher eine Kinderwunschbehandlung beginnt, desto höher sind die Chancen auf eine Schwangerschaft.

Mit Progesteron schwanger werden Test
Mit Progesteron schwanger werden Test

Unerfüllter Kinderwunsch: Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner?

Als erster Ansprechpartner bei unerfülltem Kinderwunsch dienen die Hausärzte. Frauen wenden sich alternativ an ihre Gynäkologen und Männer an ihre Urologen. Meist macht es Sinn, im nächsten Schritt ein spezialisiertes Zentrum aufzusuchen (Kinderwunschzentrum, Klinik für Fertilitäts- bzw. Reproduktionsmedizin). Hier steht Ihnen ein ganzes Behandlungsteam zur Verfügung, beispielsweise individuelle Kinderwunschbetreuer und psychosoziale Berater.

Welche Untersuchungen erfolgen bei unerfülltem Kinderwunsch?

Um die Ursachen der Fruchtbarkeitsstörungen zu klären, gibt es verschiedene Fruchtbarkeitsuntersuchungen. Im Rahmen des Erstgespräches mit dem Arzt liegt der Fokus auf Abfrage der Vorerkrankungen, des Lebensstils sowie der Sexualität beider Partner. Anschließend erfolgen die allgemeinen körperlichen Untersuchungen. Bei Frauen und Männern werden dazu unterschiedliche Tests durchgeführt.

Zur Untersuchung der Fruchtbarkeit bei der Frau erfolgt beispielsweise

  • ein Zyklusmonitoring,
  • ein Nachweis des Eisprungs,
  • eine Hormonbestimmung im Blut,
  • eine Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcken,
  • ein Test auf sexuell übertragbare Krankheiten sowie
  • ein Test auf Durchlässigkeit der Eileiter.

Bei dem Mann bestehen die Fruchtbarkeitsuntersuchungen meist aus

  • Spermienanalysen,
  • einer Hormonbestimmung im Blut,
  • einem Test auf sexuell übertragbare Krankheiten sowie
  • einer Ultraschalluntersuchung des Hodens.

Ab wann spricht man von Unfruchtbarkeit?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert ein Paar als unfruchtbar (steril), wenn die Frau innerhalb von 12 Monaten mit regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht schwanger wird4. Doch bei bis zu 20 % der Frauen mit Kinderwunsch tritt eine Schwangerschaft erst nach über einem Jahr ein. Dies verdeutlicht, dass die Definition nur als Richtwert gilt.

Insgesamt erfüllt sich der Kinderwunsch für die meisten aller Paare in Deutschland früher oder später. Lediglich circa 5 % der Paare mit Kinderwunsch bleiben dauerhaft kinderlos.

Diagnose Unfruchtbarkeit – was nun?

Die Diagnose Unfruchtbarkeit ist oftmals niederschmetternd. Fragen, wie beispielsweise „Warum gerade ich?“, „Habe ich irgendwann einmal etwas falsch gemacht?“, „Wie soll ich jetzt mein Leben planen?“ schwirren im Kopf herum. Gefühle wie Wut, Frustration, Trauer, Hilflosigkeit und Schuld treten auf. Wenn klar ist, wer von beiden Partnern unfruchtbar ist, fühlt dieser sich oft schuldig, vor allem wenn der andere sehr enttäuscht ist. Oftmals hilft eine Beratungsstelle, die Diagnose zu verarbeiten. Oder einen Weg zu finden, trotzdem ein Kind zu bekommen. Insbesondere die Kinderwunschbehandlung erhöht die Chancen ein Baby zu bekommen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch richtet sich nach der Ursache. Manchmal reicht die Überwachung des Zyklus (Zyklusmonitoring) zusammen mit Geschlechtsverkehr zum optimalen Zeitpunkt aus, um schwanger zu werden.

Ein nächster Schritt ist die ärztliche Behandlung von Hormonstörungen mit Medikamenten. Diese haben das Ziel, die Reifung von Eizellen zu unterstützen und den Eisprung auszulösen. So wird häufig Clomifen zur hormonellen Stimulation verschrieben. Die Behandlung ist ärztlich zu kontrollieren, da die Wahrscheinlichkeit für eine Mehrlingsschwangerschaft erhöht ist. Auch sollten Überstimulationen der Eierstöcke vermieden werden. Wenn Clomifen versagt, erfolgt in einem zweiten Schritt die Stimulation mit Gonadotropinen, die unter die Haut injiziert werden müssen. Dabei ist regelmäßig mit einem Progesteronmangel5 zu rechnen. Evidenzbasiert empfehlen Ärzte daher die Gabe von Progesteron, um den Progesteronspiegel zu erhöhen und im Falle einer Schwangerschaft diese zu unterstützen.

Neben Zyklusmonitoring und Hormonbehandlung ist eine künstliche beziehungsweise assistierte Schwangerschaftsbefruchtung eine weitere Option. Wenn Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, übernimmt die Krankenkasse einen Anteil der Behandlungskosten. Zudem gibt es je nach Bundesland weitere Förderungen.

Wie geht man mit einem dauerhaft unerfülltem Kinderwunsch um?

Paare, die sich für eine Kinderwunschbehandlung entscheiden, gehen davon aus, dass es bei ihnen klappt. Sie starten optimistisch und rechnen nicht damit, dass trotz Behandlung der Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Tritt dieser Fall ein, macht das oft wütend und traurig. Manche Paare verlieren regelrecht den Sinn des Lebens, denn es schmerzt, sich vom geplanten Familienbild zu verabschieden. Oftmals sind eine psychologische Betreuung oder der Austausch mit anderen Betroffenen hilfreich. Eine Beratungsstelle ist für viele Betroffene Anlaufpunkt, um sich über andere Möglichkeiten, wie Adoption, zu informieren. Die Betreuer vermitteln Ihnen Kontakte und unterstützen Sie auf Ihrem Weg. Außerdem helfen sie Ihnen, eine neue Perspektive in Ihrem Leben zu finden und die Kinderlosigkeit – so schmerzlich es ist – zu akzeptieren und überwinden.

Die allgemeinen Schwangerschaftsberatungsstellen, zum Beispiel von pro familia, AWO oder Diakonie, bieten Beratungen bei unerfülltem Kinderwunsch an.

Referenzen

  1. Gnoth C. (2017). Kinderwunsch ist meist erfüllbar. MMW Fortschr Med. 159(2), pp. 56-62.
  2. Ziller V, Heilmaier C, Kostev K. (2015). Time to pregnancy in subfertile women in German gynecological practices: analysis of a representative cohort of more than 60,000 patients. Arch Gynecol Obstet. 291(3), pp. 657-62.
  3. Taylor A. (2003). ABC of subfertility. Making a diagnosis. BMJ (Clinical research ed.). 327(7413), pp. 494-7.
  4. Zegers-Hochschild F, Adamson GD, de Mouzon J, et al. (2009). International Committee for Monitoring Assisted Reproductive Technology (ICMART) and the World Health Organization (WHO) revised glossary of ART terminology, 2009. Fertil Steril. 92(5), pp. 1520-4.
  5. Griesinger G, Meldrum D. (2018). Introduction: Management of the luteal phase in assisted reproductive technology. Fertil Steril. 109(5), pp. 747-8.